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Laugensumpf
vor Kammer 9 auf der 750 m-Sohle: hier will das BfS verfüllen.
Radioaktive Laugen treten aus, vermutlich stammen sie aus der
Atommüllkammer 10/750 und laufen durch die Kammer 9.
Rostpartikel deuten auf eine Korrosion der Atommüll-Fässer.
Nach der Verfüllung wäre unklar, wo die Laugen bleiben;
sie könnten sich in der Einlagerungskammer aufstauen und den
Atommüll vernässen oder ihn gar auflösen. (Foto:
Ralf Krupp)
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Sehr geehrte
Frau Dr. Hendricks, Umweltministerin der Bundesrepublik
Deutschland, sehr geehrter Herr Wenzel, Umweltminister des
Landes Niedersachsen, sehr geehrter Herr König, Präsident
des Bundesamtes für Strahlenschutz!
Wir sorgen uns um
die weitere Entwicklung im Atommüll-Lager
Asse
II bei Wolfenbüttel.
Hier wird nicht nach dem Stand von Wissenschaft und Technik
gearbeitet, obwohl im Bergwerk Asse II ca.
50.000 Kubikmeter Atommüll und
außerdem hochgiftige Stoffe eingelagert wurden. Darunter
sind ca. 28
kg Plutonium, ca.102 t Uran, ca. 87 t Thorium, Kernbrennstoffe und
ca. 500 kg Arsen.
In
den nächsten Monaten will das Bundesamt für
Strahlenschutz (BfS) einen Stollen auf der 750 m-Sohle mit
Sorelbeton verfüllen,
die „2. südliche Richtstrecke nach Westen“.
Dieser Stollen führt vor den verschlossenen
Atommüll-Einlagerungskammern entlang.
Wir wenden uns
dagegen.
In diesem Stollen werden gegenwärtig an
verschiedenen Stellen teilweise radioaktiv kontaminierte
Salzlösungen („Laugen“) aufgefangen. Diese
stammen vermutlich aus dem Laugenzufluss von 12 m³ täglich
und haben wohl den Atommüll in den Kammern durchflossen.
Täglich wird neben 20 bis 30 Litern radioaktiver Lauge auf
dieser Sohle auch etwa ein halber Kubikmeter an Lauge aufgefangen,
die noch nicht kontaminiert ist. Wenn der betreffende Stollen
verfüllt wird, könnten etwaige neue Laugenzuflüsse
nicht mehr aus den Kammern abfließen, also auch nicht mehr
gefunden und abgepumpt werden.
Es
droht die schleichende Flutung des Atommülls auf der 750
m-Sohle.
Die
vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) geplante Verfüllung
würde die Rückholung des Atommülls erschweren und
die radiologischen Risiken in der Asse erhöhen. Die
wissenschaftliche Kritik an dem Vorhaben wurde vom Betreiber und
von den niedersächsischen Genehmigungsbehörden bislang
ignoriert. Eine fachliche, wissenschaftliche Begründung und
Abwägung
zu den Stellungnahmen der Wissenschaftler der Asse 2 Begleitgruppe
(AGO) gibt es nicht.
Wir,
die Unterzeichnenden, fordern:
1.
Alle Arbeiten im Bergwerk sind in ihren Auswirkungen auf die
Rückholung abzuwägen und zu dokumentieren. Der Betreiber
muss endlich eine detaillierte Planung für die Rückholung
des Atommülls vorlegen!
2. Der fragliche Stollen, die
„2. südliche Richtstrecke nach Westen auf der
750 m-Sohle“, ist offen zu halten und zu pflegen,
solange ausreichende Bergsicherheit gegeben ist!
3. Das
Notfallkonzept ist zu revidieren: Atommüll muss möglichst
trocken gehalten werden, Durchnässung und Auflösung
dürfen nicht billigend in Kauf genommen werden!
Andreas
Riekeberg, Heike Wiegel, Udo Dettmann
für
den Asse II-Koordinationskreis aus Bürgerinitiativen,
Organisationen und Einzelpersonen, die sich gegen die Flutung der
Asse engagieren
Hier
mit unterzeichnen
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HINTERGRUND:
Die Lage in der Asse
1.)
Radioaktivitätsinventar und Gefahr der Auspressung
50.000
Kubikmeter Atommüll wurden von 1967 bis 1978 in das
Salzbergwerk Asse II eingelagert.
Seit 30 Jahren fließen täglich mehr als 12 Kubikmeter
Lauge (Salzwasser) in das Bergwerk hinein. Solange Atommüll
darin ist, kann man die Schachtanlage nicht sich selbst
überlassen. Man muss die Lauge auffangen und
abtransportieren, damit der Atommüll nicht in ihr aufgelöst
wird und die Radionuklide durch Konvergenz und Gasbildung
ausgepresst werden: in die Umwelt und damit gegebenenfalls bis ins
Trinkwasser.
2.)
Atommüll wird schon in Lauge angelöst
Auf
der 750 m-Sohle wird auf einer Begleitstrecke vor den
verschlossenen Atommüll-Kammern radioaktiv kontaminierte
Lauge mit rostfarbenen Partikeln aufgefangen (siehe Foto).
Es ist anzunehmen, dass die Lauge von oben in Atommüll-Kammern
eingedrungen und durch rostige Atommüll-Fässer geflossen
ist, und dass sie dabei Rostpartikel und Radioaktivität
aufgenommen hat. Die gefürchtete Auflösung des Atommülls
hat schon begonnen.
3.)
Die geplante Verfüllmaßnahme auf 750 m
Das
Bundesamt für Strahlenschutz will die sogenannte „2.
südliche Richtstrecke nach Westen“ mit Sorelbeton
vollständig ausbetonieren,
obwohl hier Salzlösungen (darunter auch radioaktive Laugen)
aufgefangen werden. Dazu hat es den Sonderbetriebsplan
Nr. 1/2016 beim
Landesbergamt, beim niedersächsischen Umweltministerium (NMU)
und bei der BfS-internen Endlagerüberwachung als zuständigen
Genehmigungsbehörden vorgelegt und zugelassen bekommen. In
diesen Genehmigungsunterlagen sind die Stellungnahmen der
Wissenschaftler der Asse-2-Begleitgruppe nicht enthalten. BfS und
die Genehmigungsbehörden haben auch nicht begründet,
warum sie bei ihren Entscheidungen die Vorschläge dieser
Wissenschaftler nicht angemessen berücksichtigen.
4.)
Zerstörung bestehender Drainagen der Atommüll-Kammern
I
Nach
der Umsetzung dieser Maßnahme würde man nicht
mehr erkennen können, wenn dort neue oder qualitativ oder
mengenmäßig veränderte Laugenzuflüsse
entstehen.
Durch die Verfüllung der Strecke wird man blind für die
weiteren Entwicklungen auf dieser Sohle. Die Spuren der Auflösung
des Atommülls würden unsichtbar gemacht werden. Die in
Laugensammelstellen gefassten Lösungen will man durch
Rohrleitungen 50 Meter nach oben abpumpen. Ob die Lösungen
nach der Betonierung der Strecke den Weg aus den Kammern zu diesen
Sammelstellen überhaupt noch finden werden, und ob das
Abpumpen langfristig gelingen kann, ist sehr ungewiss.
Es
besteht die Gefahr, dass die gegenwärtigen Fließwege
aus den Einlagerungskammern durch das zusätzliche Gewicht der
Verfüllmasse zugedrückt und damit verschlossen werden.
Dann würde sich Lauge
in den Kammern aufstauen. Die schleichende Flutung des Atommülls!
Lauge
könnte mit Atommüll, Metallfässern und Salz
reagieren. Dadurch könnte Atommüll in Lösung gehen.
Das ist nicht akzeptabel.
5.)
Rechtfertigung Bergsicherheit zweifelhaft
Als
Begründung für die Verfüllung muss die
Bergsicherheit
herhalten.
Doch es gibt andere Möglichkeiten die Bergsicherheit zu
erhöhen. Der Betreiber könnte wesentlich größere
Hohlräume in anderen Bereichen verfüllen. Als zweite
Begründung dient der angeblich schlechte Zustand der
Richtstrecke. Doch Fotos,
mit denen das BfS gebirgsmechanische Schäden belegen will,
stammen teils von einer anderen Sohle,
teils von Nischen, die problemlos zu sanieren wären –
ohne die Richtstrecke vollständig zu verfüllen.
6.)
Rückholung des Atommülls erschwert
Durch
die komplette Verfüllung der „2. südlichen
Richtstrecke nach Westen“ würde die gesetzlich
gebotene Rückholung des Atommülls aus
der Asse deutlich erschwert werden. Um einen Bereich neu
aufzufahren, in den radioaktive Lauge eingedrungen sein kann,
benötigt man umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen und
atomrechtliche Genehmigungen. Das ist keine normale bergbauliche
Routinemaßnahme.
7.)
Gefahr der schlagartigen Flutung des Atommülls bei
Wassereinbruch
Die
beabsichtigte Verfüllung erhöht zudem fahrlässig
die radiologischen
Risiken bei einem auslegungsüberschreitenden Lösungszutritt
in
das Salzbergwerk. Die einzigen unterhalb der 700 m-Sohle
verbleibenden Hohlräume würden dann in den
Atommüll-Kammern selber liegen, oberhalb des Atommülls
und zwischen den Fässern. Wenn es keine anderen Hohlräume
mehr gibt, wird später eventuell übermäßig
zutretende Lauge genau in die Kammern hinein geleitet, anstatt
sich außerhalb sammeln und von dort abgepumpt werden zu
können. Das wäre eine schlagartige Flutung des
Atommülls!
8.)
Arbeiten nach Stand von Wissenschaft und Technik gefordert
Neue
Verbindlichkeiten sind notwendig: Die Stellungnahmen
der „Asse II Begleitgruppe“ und der
Wissenschaftlergruppe AGO einschließlich
der Sondervoten der fachspezifischen Experten müssen
in Genehmigungsverfahren aufgenommen und schriftlich bewertet
werden.
Dieses muss das Bundesumweltministerium anordnen.
Genehmigungsverfahren müssen die Auswirkungen des
Notfallkonzeptes auf die Rückholung und die Gesamtplanung
berücksichtigen, eine Aufgabe für den Betreiber der Asse
wie auch für die niedersächsischen Bergbehörde
(LBEG), das niedersächsische Umweltministerium und die
Endlagerüberwachung des BfS.
DOKUMENTE
und QUELLEN:
zu
1.): Radioaktivitätsinventar und Gefahr der Auspressung
1.1
Asse-Inventar: http://www.asse2.de/download/abschlussbericht_inventar_asse_2010-08-31.pdf
1.2
Gefahr der Auspressung -
Strömungs-
und Transportmodell von Dr. Krupp
-
„Kein
sicherer Verschluss der Asse möglich!“
(Pressererklärung
des Asse II-Koordinationskreises)
zu
2.) Atommüll wird schon in Lauge angelöst Foto
des Laugensumpfes vor Kammer 9 auf der 750 m-Sohle
zu
3.) Die geplante Verfüllmaßnahme auf 750
m
Sonderbetriebsplan
1/2016 „Erstellung
geotechnischer Bauwerke in der 2. südlichen Richtstrecke nach
Westen auf der 750-m-Sohle“ - Originaldatei
mit
227 MB (!) auf den Seiten des BfS:
http://www.asse.bund.de/SharedDocs/Downloads/Asse/DE/IP/korrespondenz-behoerden/160215-assegmbh-lbeg-sonderbetriebsplan.pdf;jsessionid=795316FA43951ABB13352E49B3F84426.1_cid325?__blob=publicationFile&v=1
- Kopie
mit 11 MB:
http://www.asse-watch.de/pdf/SBPL_1-2016_medium.pdf
-
Plan
der 750m-Sohle:
http://www.asse-watch.de/pdf/01_Asse_II_750m_Sohle.JPG
- Plan
der 750m-Sohle mit Agenda:
http://www.asse-watch.de/pdf/01_Asse_II_750-m-Sohle_mit_Agenda.pdf
zu
4.) Zerstörung bestehender Drainagen der Atommüll-Kammern
-
Folien zur Notwendigkeit einer Drainage der Atommüll-Kammern,
resultierend aus dem Laugenzufluss:
http://www.asse-watch.de/pdf/02_AsseII_Inventar_Laugenzufluss_Pegelstand_Auspressen_von_Radionukliden_750m_Sohle.pdf
-
AGO-Stellungnahme
zum BfS-Konzeptentwurf zu
Lösungsfassung und Lösungsmonitoring vom 17.11.2014
http://www.asse-watch.de/pdf/02_2014-11-17_AGO-Stellungnahme_zu_BfS-Konzeptentwurf_Loesungsfassung_und_-monitoring.pdf
-
AGO-Stellungnahme
zu Drainage und Betonierarbeiten auf der 750-m-Sohle
vom
27.06.2014:
http://www.asse-watch.de/pdf/02_2014-06-27_AGO-Stellungnahme_Drainage_und_Betonierarbeiten.pdf
-
Hinweise
der Arbeitsgruppe Optionen Rückholung (AGO) vom 28.11.2013 zu
Notfallvorsorgemaßnahmen und zum Drainagekonzept des BfS:
http://www.asse-watch.de/pdf/02_2013-11-28_Hinweise_der_AGO_zu_Notfallvorsorgemassnahmen_und_zum_Drainagekonzept.pdf
-
AGO-Positionen
zu Verfüllmassnahmen vom 13.05.2013
http://www.asse-watch.de/pdf/02_2013-05-13_AGO-Positionen_zu_Verfuellmassnahmen.pdf
-
Dr.
Frank Hoffmann:
Vortrag: Stand
der Überlegungen zur Drainage auf der 750m-Sohle vom
22.03.2016
http://www.asse-watch.de/pdf/02_2016_AGO_Drainage_DrHoffmann.pdf
-
Dr.
habil Ralf Krupp:
Vortrag zum Verlust
der Drainage der Einlagerungskammern auf der 750m Sohle vom
05.09.2014
http://www.asse-watch.de/pdf/02_2014-09-05-vortrag-krupp-drainage-einlagerungskammern.pdf
-
Dr.
habil Ralf Krupp: Vorschläge zur Drainage vom 22.03.2016
http://www.asse-watch.de/pdf/02_AGO_Vorschlaege_Drainage_Krupp.pdf
zu
5.) Rechtfertigung Bergsicherheit zweifelhaft
-
irreführende Fotos im Offenhaltungsbericht
des BfS Fotos
Nr. 15 – 18 (S. 71-73) stammen von der 725m-Sohle Fotos
Nr. 2 und 9 (S. 63 u. 67) stammen aus Nischen
zu
6.) Rückholung des Atommülls erschwert
-
Laugenzufluss über die Zeit:
http://www.asse-watch.de/pdf/XX_Laugenzufluss_ueber_die_Zeit.pdf
-
Asse
II hat keine Barriere:
http://www.asse-watch.de/pdf/XX_Asse_II_hat_keine_Barriere.pdf
-
Inventar
Laugenzufluss Pegelstand:
http://www.asse-watch.de/pdf/XX_Asse_II_Inventar_Laugenzufluss_Pegelstand_Auspressen_von_Radionukliden_750m_Sohle.pdf
-
Rückholungsgebot
nach Lex Asse:
http://www.asse-watch.de/pdf/00_Lex_ASSE_AtG_57b.pdf
-
zentrale Fragestellungen der Rückholung ungeklärt: Die
detaillierte Ausführungsplanung fehlt und die hierzu
erforderlichen detaillierten Teillösungen fehlen, z.B.
ferngesteuerte Bergetechnik, derzeit nur vorhanden: --
Machbarkeitsstudie
für die Methode „Schildvortrieb mit Teilflächenabbau“:
http://www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/Asse/DE/IP/studien-gutachten/2015/150513-machbarkeitsstudie-schildvortrieb.html
-- Marktstudie
Bergetechnik,
datiert von 2012:
http://www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/Asse/DE/IP/studien-gutachten/2014/141030-zwischenbericht-eignung-vorhandene-technik.html
-- AGO-Kurzstellungnahme
vom 18.02.2013 zur Marktrecherche über Bergungstechnologien:
http://www.asse-watch.de/pdf/10_2013-02-18_AGO-Kurzstellungnahme_zur_Marktrecherche_Bergungstechnologien.pdf
-
„2.
Zwischenbericht zur Fortschreibung der Projektablaufplanung“,
von arcadis zum Stand 31.03.2013:
http://www.asse-watch.de/pdf/10_2013-03-arcadis-projektablaufplanung-rueckholung.pdf
-
Ergänzung
zum 2. Zwischenbericht zur
Fortschreibung der Projektablaufplanung, von arcadis zum Stand
31.03.2013:
http://www.asse-watch.de/pdf/10_2013-03-ergaenzung-arcadis-projektablaufplanung-rueckholung.pdf
-
Fragen
und Anmerkungen der AGO zum „2. Zwischenbericht zur
Fortschreibung der Projektablaufplanung zum Stand 31.03.2013“
von Arcadis Deutschland GmbH (Rahmenterminplan – RTP)“,
vom 07.08.2013,
http://www.asse-watch.de/pdf/10_2013-08-07_Fragenkatalog_der_AGO_zu_Arcadis-Bericht.pdf
zu
8.) Argumente der kritischen Wissenschaftler nicht aufgenommen
-
Dr.
Ralf Krupp: Überprüfung der bergrechtlichen und
atomrechtlichen Genehmigung des Betriebsplans 1/2016
http://www.asse-watch.de/pdf/Krupp_Auswertung_BfS_Antragstellung.pdf
Siehe
auch verschiedenen Kritikpunkte am Handeln des BfS in der
Erklärung vom 29. Juni 2016
„Atommüll-Rückholung
aus Asse II: Zielt der Betreiber BfS absichtlich daneben?“
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