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50 Jahre Atommüll in Asse II

Asse II seit 2009

14 Kritikpunkte

Petition gegen Verfüllung

Hintergrund zur Petition


Laugensumpf vor Kammer 9 auf der 750 m-Sohle: hier will das BfS verfüllen. Radioaktive Laugen treten aus, vermutlich stammen sie aus der Atommüllkammer 10/750 und laufen durch die Kammer 9. Rostpartikel deuten auf eine Korrosion der Atommüll-Fässer. Nach der Verfüllung wäre unklar, wo die Laugen bleiben; sie könnten sich in der Einlagerungskammer aufstauen und den Atommüll vernässen oder ihn gar auflösen. (Foto: Ralf Krupp)



Asse II: Durch geplante Verfüllmaßnahme
droht Flutung des Atommülls

Brief an Umweltministerin Dr. Barbara Hendricks,
den niedersächsischen Umweltminister Stefan Wenzel,
den Präsidenten des Bundesamtes für Strahlenschutz Wolfram König


Brief hier mit unterzeichnen!

Sehr geehrte Frau Dr. Hendricks, Umweltministerin der Bundesrepublik Deutschland,
sehr geehrter Herr Wenzel, Umweltminister des Landes Niedersachsen,
sehr geehrter Herr König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz!

Wir sorgen uns um die weitere Entwicklung im
Atommüll-Lager Asse II bei Wolfenbüttel. Hier wird nicht nach dem Stand von Wissenschaft und Technik gearbeitet, obwohl im Bergwerk Asse II ca. 50.000 Kubikmeter Atommüll und außerdem hochgiftige Stoffe eingelagert wurden. Darunter sind ca. 28 kg Plutonium, ca.102 t Uran, ca. 87 t Thorium, Kernbrennstoffe und ca. 500 kg Arsen.

In den nächsten Monaten will das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) einen Stollen auf der 750 m-Sohle mit Sorelbeton verfüllen, die „2. südliche Richtstrecke nach Westen“. Dieser Stollen führt vor den verschlossenen Atommüll-Einlagerungskammern entlang.

Wir wenden uns dagegen.

In diesem Stollen werden gegenwärtig an verschiedenen Stellen teilweise radioaktiv kontaminierte Salzlösungen („Laugen“) aufgefangen. Diese stammen vermutlich aus dem Laugenzufluss von 12 m³ täglich und haben wohl den Atommüll in den Kammern durchflossen. Täglich wird neben 20 bis 30 Litern radioaktiver Lauge auf dieser Sohle auch etwa ein halber Kubikmeter an Lauge aufgefangen, die noch nicht kontaminiert ist. Wenn der betreffende Stollen verfüllt wird, könnten etwaige neue Laugenzuflüsse nicht mehr aus den Kammern abfließen, also auch nicht mehr gefunden und abgepumpt werden.

Es droht die schleichende Flutung des Atommülls auf der 750 m-Sohle.

Die vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) geplante Verfüllung würde die Rückholung des Atommülls erschweren und die radiologischen Risiken in der Asse erhöhen. Die wissenschaftliche Kritik an dem Vorhaben wurde vom Betreiber und von den niedersächsischen Genehmigungsbehörden bislang ignoriert. Eine fachliche, wissenschaftliche Begründung und Abwägung zu den Stellungnahmen der Wissenschaftler der Asse 2 Begleitgruppe (AGO) gibt es nicht.

Wir, die Unterzeichnenden, fordern:

1. Alle Arbeiten im Bergwerk sind in ihren Auswirkungen auf die Rückholung abzuwägen und zu dokumentieren. Der Betreiber muss endlich eine detaillierte Planung für die Rückholung des Atommülls vorlegen!

2. Der fragliche Stollen, die „2. südliche Richtstrecke nach Westen auf der 750 m-Sohle“, ist offen zu halten und zu pflegen, solange ausreichende Bergsicherheit gegeben ist!

3. Das Notfallkonzept ist zu revidieren: Atommüll muss möglichst trocken gehalten werden, Durchnässung und Auflösung dürfen nicht billigend in Kauf genommen werden!


Andreas Riekeberg,
Heike Wiegel,
Udo Dettmann


für den Asse II-Koordinationskreis aus Bürgerinitiativen, Organisationen und Einzelpersonen, die sich gegen die Flutung der Asse engagieren

Hier mit unterzeichnen


HINTERGRUND
: Die Lage in der Asse

1.) Radioaktivitätsinventar und Gefahr der Auspressung

50.000 Kubikmeter Atommüll wurden von 1967 bis 1978 in das Salzbergwerk Asse II eingelagert. Seit 30 Jahren fließen täglich mehr als 12 Kubikmeter Lauge (Salzwasser) in das Bergwerk hinein. Solange Atommüll darin ist, kann man die Schachtanlage nicht sich selbst überlassen. Man muss die Lauge auffangen und abtransportieren, damit der Atommüll nicht in ihr aufgelöst wird und die Radionuklide durch Konvergenz und Gasbildung ausgepresst werden: in die Umwelt und damit gegebenenfalls bis ins Trinkwasser.


2.) Atommüll wird schon in Lauge angelöst

Auf der 750 m-Sohle wird auf einer Begleitstrecke vor den verschlossenen Atommüll-Kammern radioaktiv kontaminierte Lauge mit rostfarbenen Partikeln aufgefangen (siehe Foto). Es ist anzunehmen, dass die Lauge von oben in Atommüll-Kammern eingedrungen und durch rostige Atommüll-Fässer geflossen ist, und dass sie dabei Rostpartikel und Radioaktivität aufgenommen hat. Die gefürchtete Auflösung des Atommülls hat schon begonnen.


3.) Die geplante Verfüllmaßnahme auf 750 m

Das Bundesamt für Strahlenschutz will die sogenannte 2. südliche Richtstrecke nach Westen“ mit Sorelbeton vollständig ausbetonieren, obwohl hier Salzlösungen (darunter auch radioaktive Laugen) aufgefangen werden. Dazu hat es den Sonderbetriebsplan Nr. 1/2016 beim Landesbergamt, beim niedersächsischen Umweltministerium (NMU) und bei der BfS-internen Endlagerüberwachung als zuständigen Genehmigungsbehörden vorgelegt und zugelassen bekommen. In diesen Genehmigungsunterlagen sind die Stellungnahmen der Wissenschaftler der Asse-2-Begleitgruppe nicht enthalten. BfS und die Genehmigungsbehörden haben auch nicht begründet, warum sie bei ihren Entscheidungen die Vorschläge dieser Wissenschaftler nicht angemessen berücksichtigen.


4.) Zerstörung bestehender Drainagen der Atommüll-Kammern I

Nach der Umsetzung dieser Maßnahme würde man nicht mehr erkennen können, wenn dort neue oder qualitativ oder mengenmäßig veränderte Laugenzuflüsse entstehen. Durch die Verfüllung der Strecke wird man blind für die weiteren Entwicklungen auf dieser Sohle. Die Spuren der Auflösung des Atommülls würden unsichtbar gemacht werden. Die in Laugensammelstellen gefassten Lösungen will man durch Rohrleitungen 50 Meter nach oben abpumpen. Ob die Lösungen nach der Betonierung der Strecke den Weg aus den Kammern zu diesen Sammelstellen überhaupt noch finden werden, und ob das Abpumpen langfristig gelingen kann, ist sehr ungewiss.

Es besteht die Gefahr, dass die gegenwärtigen Fließwege aus den Einlagerungskammern durch das zusätzliche Gewicht der Verfüllmasse zugedrückt und damit verschlossen werden. Dann würde sich Lauge in den Kammern aufstauen. Die schleichende Flutung des Atommülls! Lauge könnte mit Atommüll, Metallfässern und Salz reagieren. Dadurch könnte Atommüll in Lösung gehen. Das ist nicht akzeptabel.


5.) Rechtfertigung Bergsicherheit zweifelhaft

Als Begründung für die Verfüllung muss die Bergsicherheit herhalten. Doch es gibt andere Möglichkeiten die Bergsicherheit zu erhöhen. Der Betreiber könnte wesentlich größere Hohlräume in anderen Bereichen verfüllen. Als zweite Begründung dient der angeblich schlechte Zustand der Richtstrecke. Doch Fotos, mit denen das BfS gebirgsmechanische Schäden belegen will, stammen teils von einer anderen Sohle, teils von Nischen, die problemlos zu sanieren wären – ohne die Richtstrecke vollständig zu verfüllen.


6.) Rückholung des Atommülls erschwert

Durch die komplette Verfüllung der „2. südlichen Richtstrecke nach Westen“ würde die gesetzlich gebotene Rückholung des Atommülls aus der Asse deutlich erschwert werden. Um einen Bereich neu aufzufahren, in den radioaktive Lauge eingedrungen sein kann, benötigt man umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen und atomrechtliche Genehmigungen. Das ist keine normale bergbauliche Routinemaßnahme.


7.) Gefahr der schlagartigen Flutung des Atommülls bei Wassereinbruch

Die beabsichtigte Verfüllung erhöht zudem fahrlässig die radiologischen Risiken bei einem auslegungsüberschreitenden Lösungszutritt in das Salzbergwerk. Die einzigen unterhalb der 700 m-Sohle verbleibenden Hohlräume würden dann in den Atommüll-Kammern selber liegen, oberhalb des Atommülls und zwischen den Fässern. Wenn es keine anderen Hohlräume mehr gibt, wird später eventuell übermäßig zutretende Lauge genau in die Kammern hinein geleitet, anstatt sich außerhalb sammeln und von dort abgepumpt werden zu können. Das wäre eine schlagartige Flutung des Atommülls!


8.) Arbeiten nach Stand von Wissenschaft und Technik gefordert

Neue Verbindlichkeiten sind notwendig: Die Stellungnahmen der „Asse II Begleitgruppe“ und der Wissenschaftlergruppe AGO einschließlich der Sondervoten der fachspezifischen Experten müssen in Genehmigungsverfahren aufgenommen und schriftlich bewertet werden. Dieses muss das Bundesumweltministerium anordnen. Genehmigungsverfahren müssen die Auswirkungen des Notfallkonzeptes auf die Rückholung und die Gesamtplanung berücksichtigen, eine Aufgabe für den Betreiber der Asse wie auch für die niedersächsischen Bergbehörde (LBEG), das niedersächsische Umweltministerium und die Endlagerüberwachung des BfS.



DOKUMENTE und QUELLEN:

zu 1.): Radioaktivitätsinventar und Gefahr der Auspressung

1.1 Asse-Inventar:
http://www.asse2.de/download/abschlussbericht_inventar_asse_2010-08-31.pdf

1.2 Gefahr der Auspressung
-
Strömungs- und Transportmodell von Dr. Krupp
-
Kein sicherer Verschluss der Asse möglich!“ (Pressererklärung des Asse II-Koordinationskreises)


zu 2.) Atommüll wird schon in Lauge angelöst
Foto des Laugensumpfes vor Kammer 9 auf der 750 m-Sohle


zu 3.) Die geplante Verfüllmaßnahme auf 750 m

Sonderbetriebsplan 1/2016 Erstellung geotechnischer Bauwerke in der 2. südlichen Richtstrecke nach Westen auf der 750-m-Sohle“
-
Originaldatei mit 227 MB (!) auf den Seiten des BfS: http://www.asse.bund.de/SharedDocs/Downloads/Asse/DE/IP/korrespondenz-behoerden/160215-assegmbh-lbeg-sonderbetriebsplan.pdf;jsessionid=795316FA43951ABB13352E49B3F84426.1_cid325?__blob=publicationFile&v=1
-
Kopie mit 11 MB: http://www.asse-watch.de/pdf/SBPL_1-2016_medium.pdf

- Plan der 750m-Sohle: http://www.asse-watch.de/pdf/01_Asse_II_750m_Sohle.JPG
-
Plan der 750m-Sohle mit Agenda: http://www.asse-watch.de/pdf/01_Asse_II_750-m-Sohle_mit_Agenda.pdf


zu 4.) Zerstörung bestehender Drainagen der Atommüll-Kammern

- Folien zur Notwendigkeit einer Drainage der Atommüll-Kammern, resultierend aus dem Laugenzufluss: http://www.asse-watch.de/pdf/02_AsseII_Inventar_Laugenzufluss_Pegelstand_Auspressen_von_Radionukliden_750m_Sohle.pdf

- AGO-Stellungnahme zum BfS-Konzeptentwurf zu Lösungsfassung und Lösungsmonitoring vom 17.11.2014 http://www.asse-watch.de/pdf/02_2014-11-17_AGO-Stellungnahme_zu_BfS-Konzeptentwurf_Loesungsfassung_und_-monitoring.pdf

- AGO-Stellungnahme zu Drainage und Betonierarbeiten auf der 750-m-Sohle vom 27.06.2014: http://www.asse-watch.de/pdf/02_2014-06-27_AGO-Stellungnahme_Drainage_und_Betonierarbeiten.pdf

- Hinweise der Arbeitsgruppe Optionen Rückholung (AGO) vom 28.11.2013 zu Notfallvorsorgemaßnahmen und zum Drainagekonzept des BfS: http://www.asse-watch.de/pdf/02_2013-11-28_Hinweise_der_AGO_zu_Notfallvorsorgemassnahmen_und_zum_Drainagekonzept.pdf

- AGO-Positionen zu Verfüllmassnahmen vom 13.05.2013 http://www.asse-watch.de/pdf/02_2013-05-13_AGO-Positionen_zu_Verfuellmassnahmen.pdf

- Dr. Frank Hoffmann: Vortrag: Stand der Überlegungen zur Drainage auf der 750m-Sohle vom 22.03.2016 http://www.asse-watch.de/pdf/02_2016_AGO_Drainage_DrHoffmann.pdf

- Dr. habil Ralf Krupp: Vortrag zum Verlust der Drainage der Einlagerungskammern auf der 750m Sohle vom 05.09.2014 http://www.asse-watch.de/pdf/02_2014-09-05-vortrag-krupp-drainage-einlagerungskammern.pdf

- Dr. habil Ralf Krupp: Vorschläge zur Drainage vom 22.03.2016 http://www.asse-watch.de/pdf/02_AGO_Vorschlaege_Drainage_Krupp.pdf


zu 5.) Rechtfertigung Bergsicherheit zweifelhaft

- irreführende Fotos im Offenhaltungsbericht des BfS
Fotos Nr. 15 – 18 (S. 71-73) stammen von der 725m-Sohle
Fotos Nr. 2 und 9 (S. 63 u. 67) stammen aus Nischen


zu 6.) Rückholung des Atommülls erschwert

- Laugenzufluss über die Zeit: http://www.asse-watch.de/pdf/XX_Laugenzufluss_ueber_die_Zeit.pdf

- Asse II hat keine Barriere: http://www.asse-watch.de/pdf/XX_Asse_II_hat_keine_Barriere.pdf

- Inventar Laugenzufluss Pegelstand: http://www.asse-watch.de/pdf/XX_Asse_II_Inventar_Laugenzufluss_Pegelstand_Auspressen_von_Radionukliden_750m_Sohle.pdf

- Rückholungsgebot nach Lex Asse: http://www.asse-watch.de/pdf/00_Lex_ASSE_AtG_57b.pdf

- zentrale Fragestellungen der Rückholung ungeklärt:
Die detaillierte Ausführungsplanung fehlt und die hierzu erforderlichen detaillierten Teillösungen fehlen, z.B. ferngesteuerte Bergetechnik, derzeit nur vorhanden:
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Machbarkeitsstudie für die Methode „Schildvortrieb mit Teilflächenabbau“: http://www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/Asse/DE/IP/studien-gutachten/2015/150513-machbarkeitsstudie-schildvortrieb.html
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Marktstudie Bergetechnik, datiert von 2012: http://www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/Asse/DE/IP/studien-gutachten/2014/141030-zwischenbericht-eignung-vorhandene-technik.html
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AGO-Kurzstellungnahme vom 18.02.2013 zur Marktrecherche über Bergungstechnologien: http://www.asse-watch.de/pdf/10_2013-02-18_AGO-Kurzstellungnahme_zur_Marktrecherche_Bergungstechnologien.pdf

- 2. Zwischenbericht zur Fortschreibung der Projektablaufplanung, von arcadis zum Stand 31.03.2013: http://www.asse-watch.de/pdf/10_2013-03-arcadis-projektablaufplanung-rueckholung.pdf

- Ergänzung zum 2. Zwischenbericht zur Fortschreibung der Projektablaufplanung, von arcadis zum Stand 31.03.2013: http://www.asse-watch.de/pdf/10_2013-03-ergaenzung-arcadis-projektablaufplanung-rueckholung.pdf

- Fragen und Anmerkungen der AGO zum „2. Zwischenbericht zur Fortschreibung der Projektablaufplanung zum Stand 31.03.2013“ von Arcadis Deutschland GmbH (Rahmenterminplan – RTP)“, vom 07.08.2013, http://www.asse-watch.de/pdf/10_2013-08-07_Fragenkatalog_der_AGO_zu_Arcadis-Bericht.pdf


zu 8.) Argumente der kritischen Wissenschaftler nicht aufgenommen

- Dr. Ralf Krupp: Überprüfung der bergrechtlichen und atomrechtlichen Genehmigung des Betriebsplans 1/2016 http://www.asse-watch.de/pdf/Krupp_Auswertung_BfS_Antragstellung.pdf



Siehe auch verschiedenen Kritikpunkte am Handeln des BfS in der Erklärung vom 29. Juni 2016

Atommüll-Rückholung aus Asse II:
Zielt der Betreiber BfS absichtlich daneben?“


750 m-Sohle: Rißzeichnung






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